Eine neue Studie in den USA zeigt, dass die Legalisierung von Marihuana für den Freizeitgebrauch zu einem erheblichen Rückgang von Gewalt in Partnerschaften führt. Was bedeutet das und welche Faktoren spielen eine Rolle?
Marihuana statt Alkohol?
Die Analyse, die von Samantha Gene Baldwin im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Georgetown University durchgeführt wurde, zeigt, dass in Staaten, in denen Marihuana legalisiert wurde, die Raten von Gewalt in Partnerschaften (Intimate Partner Violence, IPV) deutlich sinken. Konkret spricht die Studie von 56,6 weniger gemeldeten Vorfällen pro 100.000 Menschen.
Ein interessanter Punkt der Untersuchung ist, dass die Legalisierung von Cannabis möglicherweise den Alkoholkonsum beeinflusst – und zwar als Ersatz. Alkohol gilt als ein wesentlich stärkerer Risikofaktor für Gewalt in Partnerschaften als Marihuana. Baldwin geht daher davon aus, dass durch den Wechsel von Alkohol zu Marihuana die Gewalt in Partnerschaften abnimmt.
Unerwartete Ergebnisse
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass „die Legalisierung von Freizeitmarihuana tatsächlich die Rate von IPV senkt“. Dies ist überraschend, da frühere Forschungen eher eine gegenteilige Wirkung von Drogenkonsum auf Gewalt nahegelegt haben. Marihuana wurde bisher oft als Risikofaktor für Gewaltverhalten betrachtet. Die Legalisierung erhöht typischerweise den Konsum, was eigentlich zu einem Anstieg von Gewalt in Partnerschaften führen könnte. Doch Baldwin argumentiert, dass Marihuana, im Vergleich zu Alkohol und illegalen Drogen, weniger zu impulsiven Handlungen oder gewalttätigem Verhalten führt.
Kulturelle Unterschiede spielen eine Rolle
Interessanterweise zeigt die Studie auch, dass in den USA in Staaten ohne legales Marihuana ein Anstieg des starken Alkoholkonsums zu einem Rückgang von IPV führt. Das klingt zunächst widersprüchlich, aber Baldwin weist darauf hin, dass hier kulturelle Unterschiede eine Rolle spielen könnten, die nicht vollständig in der Analyse erfasst wurden.
Weitere Forschungen nötig
Die Studie wirft viele neue Fragen auf. Warum führt die Legalisierung von Cannabis in einigen Staaten zu einem Rückgang der Gewalt, während andere Substanzen diese oft fördern? Baldwin betont, dass zukünftige Studien diese unerwarteten Ergebnisse genauer untersuchen sollten, vor allem auch auf Kreisebene, wo lokale Unterschiede stärker zum Tragen kommen könnten.
Fazit
Die Forschung zur Legalisierung von Marihuana und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft steckt noch in den Kinderschuhen, aber die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Sollte sich der Zusammenhang zwischen der Legalisierung von Marihuana und dem Rückgang von Gewalt in Partnerschaften bestätigen, könnte dies die Diskussionen um den weiteren Ausbau der Legalisierung in verschiedenen Staaten weiter anheizen.
Die Entstigmatisierung von Cannabis und die möglichen positiven gesellschaftlichen Effekte – auch in sensiblen Bereichen wie häuslicher Gewalt – zeigen, wie wichtig eine fundierte, offene Debatte über den verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis ist.