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Wissenschaften

Cannabiskonsum bei Jugendlichen: Kann das Naturheilmittel N-Acetylcystein die psychischen Risiken mindern?

Photo by Devin Avery on Unsplash

Der Konsum von Cannabis ist unter Jugendlichen ein weit verbreitetes Thema, das nicht nur in der öffentlichen Debatte, sondern auch in der Wissenschaft immer wieder für Aufsehen sorgt. Während viele über die positiven Aspekte von Cannabis sprechen, gibt es auch Schattenseiten, die insbesondere bei jungen Menschen nicht unbeachtet bleiben sollten. Zu diesen negativen Auswirkungen gehören unter anderem Depressionen, Angstzustände und ein Verlust an Motivation – Probleme, die sich oft erst im späteren Leben manifestieren. Doch was, wenn es ein einfaches Mittel gäbe, um diesen Effekten entgegenzuwirken?

Ein Forscherteam der Schulich School of Medicine & Dentistry an der Western University hat kürzlich bahnbrechende Erkenntnisse veröffentlicht, die genau das versprechen. In einer neuen Studie fanden die Forscher heraus, dass ein rezeptfreies Naturheilmittel in Kanada, N-Acetylcystein (kurz NAC), die negativen psychischen Auswirkungen von intensivem Cannabiskonsum bei Jugendlichen mildern kann.

Was ist N-Acetylcystein (NAC)?

NAC ist eine Aminosäure, die für ihre antioxidativen Eigenschaften bekannt ist und in Kanada als Naturheilmittel frei erhältlich ist. Ursprünglich wird NAC häufig zur Behandlung von Paracetamol-Überdosierungen eingesetzt. Doch nun zeigt sich, dass es noch viel mehr Potenzial birgt, insbesondere im Zusammenhang mit Cannabiskonsum.

Die Studie: Was steckt dahinter?

Die Studie, die in der Fachzeitschrift Biological Psychiatry Global Open Science veröffentlicht wurde, zeigt in Tierversuchen, dass NAC die schädlichen psychischen Folgen von chronischem Cannabiskonsum abmildern kann. Diese Folgen werden oft unter dem Begriff „Amotivationssyndrom“ zusammengefasst, bei dem Betroffene einen Mangel an Motivation und Freude an alltäglichen Aktivitäten erfahren.

Die Forscher fanden heraus, dass NAC als Schutzmittel fungiert, indem es oxidativen Stress neutralisiert und den Glutamatspiegel im Gehirn reguliert. (Oxidativer Stress ist ein Zustand im Körper, bei dem ein Ungleichgewicht zwischen schädlichen Molekülen, sogenannten freien Radikalen, und den Abwehrmechanismen des Körpers, den Antioxidantien, besteht. Freie Radikale sind instabile Moleküle, die Zellen und Gewebe im Körper schädigen können, wenn sie nicht ausreichend durch Antioxidantien neutralisiert werden.) Diese Mechanismen sind entscheidend für die Erhaltung der normalen Funktion des sogenannten Nucleus accumbens, einer Gehirnregion, die unter anderem für Motivation und Belohnungsempfinden zuständig ist.

Warum ist das relevant?

Für viele Jugendliche, die Cannabis konsumieren, könnten diese Erkenntnisse einen wichtigen Wendepunkt darstellen. Der Nucleus accumbens spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Belohnungen und der Regulierung von Stimmungen. Wenn diese Region durch chronischen Cannabiskonsum beeinträchtigt wird, können sich langfristig depressive Symptome und Ängste entwickeln. NAC könnte also eine Möglichkeit bieten, diese negativen Effekte zu verhindern und die psychische Gesundheit von Jugendlichen zu schützen.

Ausblick: Was bedeutet das für die Zukunft?

Die Forscher hoffen, ihre Ergebnisse in den nächsten Jahren in klinischen Studien weiter zu untersuchen und eine wirksame Interventionsstrategie für Jugendliche zu entwickeln. Ziel ist es, langfristige psychische Folgen des Cannabiskonsums zu vermeiden.