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Kategorie
Wissen
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Veröffentlicht am
Oct 14, 2025
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Hintergrund und Ziel der Erhebung
Das Institut für Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences hat Fragebögen von fast 11.500 Cannabis-Konsumierenden ausgewertet. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ: Teilgenommen haben überwiegend regelmäßig oder häufig Konsumierende und fast ausnahmslos Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Die Untersuchung betrachtet die Situation nach Inkrafttreten des Konsumcannabisgesetzes 2024 und fragt nach Bezugsquellen, Konsumorten sowie Konsumarten.
Der Institutsdirektor Bernd Werse zieht daraus ein klares Zwischenergebnis: Das Gesetz von 2024 zeige bereits Wirkung bei der Schwächung des illegalen Marktes.
Methodik und Aussagekraft
- Stichprobengröße: fast 11.500 ausgefüllte Fragebögen.
- Zusammensetzung: überwiegend regelmäßig oder häufig Konsumierende; fast ausschließlich deutsche Staatsbürgerschaft.
- Repräsentativität: die Studie ist nicht repräsentativ, Aussagen betreffen primär die befragte Gruppe.
Diese Einschränkungen sind wichtig für die Interpretation: Die Zahlen geben Erkenntnisse über das Verhalten der Befragten, aber keine direkten Aussagen zur Gesamtheit aller Konsumierenden in Deutschland.
Bezugsquellen: Legal dominiert
Ein zentrales Ergebnis der Erhebung ist die starke Nutzung legaler Bezugswege. 88 Prozent der befragten Erwachsenen gaben an, in den vergangenen sechs Monaten hauptsächlich aus einer legalen Quelle Cannabis bezogen zu haben.
Als aktuelle hauptsächliche Bezugsquelle nannten fast 80 Prozent entweder Eigenanbau oder den Bezug aus einer (Online-)Apotheke. Damit haben Eigenanbau und der Apothekenbezug offenbar die illegale Beschaffung in kurzer Zeit deutlich zurückgedrängt – zumindest in der befragten Gruppe.
Dieses Ergebnis untermauert die Aussage des Instituts, dass das Konsumcannabisgesetz von 2024 bereits Effekte auf die Struktur des Marktes zeigt.
Konsumorte: Privat dominiert, öffentliche Nutzung begrenzt
Trotz der gesetzlichen Öffnung für Konsum in weiten Bereichen des öffentlichen Raums zeigt die Befragung, dass die meisten Konsumierenden weiterhin privat konsumieren:
- Fast alle Befragten gaben an, im privaten Wohnbereich oder Garten zu konsumieren.
- Knapp die Hälfte der Befragten nannte zusätzlich den öffentlichen Raum als Konsumort.
Die Daten zeigen also: Privat bleibt der Hauptkonsumort. Allerdings ist die Nutzung öffentlicher Räume bei einem relevanten Anteil (etwa 50 Prozent) ebenfalls vertreten. Auffällig ist, dass die wenigen befragten Jugendlichen deutlich häufiger den öffentlichen Raum als Konsumort angaben als die erwachsenen Teilnehmenden.
Konsumformen: Joint mit Tabak und Vaporizer vorn
Zur Art des Konsums liefert die Erhebung weitere Einblicke:
- Am häufigsten konsumiert wurde der Joint mit Tabak.
- Knapp danach folgen Verdampfer (Vaporizer) als bevorzugtes Konsurgerät.
- Etwa jeder fünfte Befragte gab an, auch synthetische Cannabisprodukte zu konsumieren.
Diese Verteilung zeigt, dass traditionelle Mischkultur (Joint mit Tabak) weiterhin weit verbreitet ist, während technischere Konsumformen wie Vaporizer stark angenommen werden. Die Nennung synthetischer Produkte bei einem Fünftel der Befragten weist zudem auf eine relevante Nutzung von Ersatz- oder Zusatzprodukten hin.
Kontext: Clubs und Evaluationspläne
Die Erhebung erscheint in einer Phase, in der sich die rechtliche und organisatorische Landschaft für Cannabis in Deutschland verändert: Im ersten Jahr nach der Erlaubnis sind laut Angaben knapp 300 Cannabis-Clubs genehmigt worden; Nordrhein-Westfalen liegt dabei vorn. Darüber hinaus plant die Bundesregierung eine Teilevaluation des Konsumcannabisgesetzes. Die Forscher kündigten an, dass diese erste Evaluation im Herbst veröffentlicht werden soll.
Diese geplante Evaluationspublikation wird wichtige ergänzende Informationen liefern, etwa zur gesamtgesellschaftlichen Wirkung des Gesetzes, zu möglichen Nebenwirkungen und zu längerfristigen Marktentwicklungen.
Einordnung der Ergebnisse
Aus den Resultaten lassen sich mehrere klare, sachliche Schlussfolgerungen ziehen — innerhalb der Grenzen der Stichprobe:
- Das Verhältnis von legalen zu illegalen Bezugsquellen hat sich in der befragten Gruppe deutlich zugunsten legaler Optionen verschoben.
- Eigenanbau und Apothekenbezug spielen eine dominierende Rolle bei der Versorgung der Befragten.
- Privatbereiche bleiben der primäre Konsumort, während öffentliche Räume nur von einem Teil genutzt werden. Jugendliche in der Stichprobe unterscheiden sich hier deutlich.
- Konsumformen bleiben vielfältig: klassische Joints mit Tabak sind weit verbreitet, Vaporizer sind etabliert, und synthetische Produkte werden von einer relevanten Minderheit genutzt.
Die Ergebnisse stützen die Einschätzung, dass das Konsumcannabisgesetz 2024 unmittelbare Auswirkungen auf die Versorgungsstrukturen hat. Gleichzeitig bleibt offen, wie sich diese Trends in einer repräsentativen Erhebung und über längere Zeiträume entwickeln.
Was bleibt zu beobachten
Wichtige Punkte für weitere Beobachtung und Forschung:
- Wie verhalten sich repräsentative Stichproben im Vergleich zur vorliegenden Nicht-Repräsentativen Erhebung?
- Welche Rolle spielen Genehmigungen von Cannabis-Clubs langfristig für den legalen Markt?
- In welchem Umfang beeinflussen Eigenanbau und Apothekenvertrieb Preis, Qualität und Produktvielfalt im Vergleich zum illegalen Markt?
- Wie entwickelt sich die Nutzung synthetischer Cannabisprodukte und welche gesundheitlichen Implikationen sind damit verbunden?
Die angekündigte Teilevaluation der Bundesregierung im Herbst wird einige dieser Fragen adressieren und zusätzliche Datenbasis liefern.
Fazit
Die Erhebung des Instituts für Suchtforschung mit knapp 11.500 Fragebögen zeigt: In der befragten Gruppe haben legale Bezugswege wie Eigenanbau und der Apothekenbezug den illegalen Markt deutlich zurückgedrängt. Privatflächen sind weiterhin der Hauptkonsumort; Konsumformen reichen vom Joint mit Tabak bis zum Vaporizer, und synthetische Produkte werden von einem Fünftel genutzt. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Konsumcannabisgesetz 2024 bereits messbare Effekte auf die Marktstruktur hat — mit der Einschränkung, dass die vorliegende Stichprobe nicht repräsentativ ist und weitere Evaluationsdaten nötig sind.
Disclaimer: Dieser Text stellt keine rechtliche oder medizinische Beratung dar. Er fasst die Ergebnisse einer nicht-repräsentativen Befragung zusammen und ersetzt keine fachliche Beratung.