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Politik will Online-Verschreibungen für medizinisches Cannabis einschränken – was bedeutet das für dich?

Politik will Online-Verschreibungen für medizinisches Cannabis einschränken – was bedeutet das für dich?
  • Kategorie

    Gesetz

  • Veröffentlicht am

    Oct 04, 2025

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Deutschland verzeichnet seit der Teillegalisierung im April des Vorjahres einen spürbaren Anstieg bei den Importen von medizinischem Cannabis. Die Zahlen von BfArM und Krankenkassen deuten darauf hin, dass die eingeführten Cannabisblüten schneller wachsen als die Verordnungen, die über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden. Diese Entwicklung hat in Politik und Gesundheitswesen Alarm ausgelöst — insbesondere in Bezug auf die zunehmende Rolle von Online‑Verschreibungsplattformen.

Online‑Verschreibungen: einfache Wege zur Verordnung

Plattformen wie Dr. Ansay, CanDoc oder GreenMedical bieten Patient:innen die Möglichkeit, allein anhand eines Fragebogens eine Verschreibung für medizinisches Cannabis zu erhalten. Seit der Teillegalisierung sind diese Dienste deutlich populärer geworden. Nutzerfreundlichkeit und niedrige Hürden führen offenbar dazu, dass mehr Cannabisblüten importiert werden, als klassische ärztliche Verordnungswege über die Krankenkassen widerspiegeln.

Die Politik sieht in diesem Modell ein Missbrauchsrisiko: Wenn Verschreibungen überwiegend digital und ohne persönlichen Arztkontakt erfolgen, besteht nach Ansicht von Verantwortlichen die Gefahr einer Überversorgung oder einer medizinisch nicht gerechtfertigten Ausgabe von Cannabisprodukten.

Datenlage: Importanstieg vs. Kassenverordnungen

Sowohl das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als auch der GKV‑Spitzenverband beobachten, dass die Mengen der für medizinische Zwecke importierten Cannabisblüten deutlich stärker zunehmen als die über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechneten Verordnungen. Die Diskrepanz zwischen Importvolumen und Kassenverordnungen ist der zentrale Auslöser für die politischen Reaktionen.

Die Datenlage wird von Entscheidungsträgern als Indiz dafür gewertet, dass ein Teil der Online‑Verschreibungen möglicherweise außerhalb etablierter, kontrollierter Versorgungswege erfolgt.

Politische Reaktion: Einschränkungen geplant

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sieht in den Zahlen konkrete Anzeichen für einen Missbrauch der derzeitigen Rechtslage. Zur Begrenzung dieses Risikos plant das Bundesgesundheitsministerium, Internet‑Verschreibungen von Cannabis sowie den Versand von verschreibungspflichtigem Cannabis zu untersagen.

Geplant ist demnach, die Ausstellung von Cannabisverordnungen an einen persönlichen Arzt‑Patienten‑Kontakt zu koppeln. Das würde Online‑Portalen die Grundlage entziehen, auf Basis ausschließlicher Fragebögen Rezepte zu erstellen und per Versand zuzustellen.

Unterstützung aus Ländern, Apotheken und Krankenkassen

Die Forderung, Online‑Verschreibungen zu begrenzen, fand bereits Rückhalt bei den Landesgesundheitsministern: Auf der Gesundheitsministerkonferenz im Juni wurde ein entsprechender Schritt gefordert. Auch der Apothekerverband ABDA und der GKV‑Spitzenverband unterstützen die Initiative.

Der GKV‑Spitzenverband begründet seine Zustimmung mit Sorgen um die längerfristigen gesundheitlichen Folgekosten eines vermehrten, möglicherweise unkontrollierten Cannabiskonsums. Er hält die vorgeschlagenen Maßnahmen für geeignet, „einen übermäßigen und medizinisch nicht gerechtfertigten Gebrauch zu beschränken“.

Sorge der Branche: Versorgungssicherheit der Patienten

Die Cannabisbranche selbst äußert Bedenken gegenüber den geplanten Einschränkungen. Branchenvertreter, darunter die Plattform Bloomwell, warnen davor, dass ein Verbot digitaler Verschreibungen die Versorgungssicherheit von Patient:innen gefährden könnte.

Konkret wird auf die derzeit noch unzureichende Anzahl an Apotheken verwiesen, die auf Cannabis spezialisiert sind. Wenn Verschreibungen ausschließlich persönlich erfolgen müssen und spezialisierte Ausgabestellen knapp bleiben, könnte das Betreuungslücken für Patient:innen mit medizinischem Bedarf vergrößern.

Interessenskonflikte und Abwägungen

Die Debatte spiegelt einen klassischen Zielkonflikt: Auf der einen Seite steht der Wunsch nach kontrolliertem, medizinisch gerechtfertigtem Zugang zu Cannabis; auf der anderen Seite die Sorge vor einer Ausweitung nicht indizierter Verschreibungen und den daraus resultierenden gesundheitlichen und finanziellen Folgen. Politik, Krankenkassen und Apothekenverbände sehen in engeren Verschreibungsregeln ein geeignetes Instrument zur Prävention von Überversorgung. Die Branche hingegen betont praktische Versorgungsfragen und die Notwendigkeit, Patient:innen verlässlich zu erreichen.

Welche Umsetzungsschritte aus der Absichtserklärung des Bundesgesundheitsministeriums tatsächliche Gesetzesänderungen oder Verordnungen werden, bleibt offen. Klar ist aus den vorliegenden Informationen lediglich: Der Trend zu mehr Importen medizinischer Cannabisblüten nach der Teillegalisierung hat eine ernsthafte politische Reaktion ausgelöst und die Diskussion um digitale Verschreibungsmodelle in den Mittelpunkt gerückt.

Fazit

Der Anstieg der Cannabisimporte nach der Teillegalisierung hat die politische Debatte über Online‑Verschreibungen neu entfacht. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken plant, Internet‑Verschreibungen und Versand zu verbieten und nur noch persönliche Arztkontakte als Grundlage für Verschreibungen zuzulassen. Landesminister, die ABDA und der GKV‑Spitzenverband unterstützen diesen Kurs mit Blick auf Prävention und Kostenfolgen. Die Cannabisbranche warnt vor Belastungen der Versorgungssicherheit, solange spezialisierte Apotheken knapp sind. Die anstehenden Entscheidungen werden den künftigen Zugang zu medizinischem Cannabis in Deutschland prägen — zwischen strengeren Kontrollen und praktischer Versorgungspraxis.

Disclaimer: Dieser Beitrag stellt keine rechtliche oder medizinische Beratung dar. Er fasst die in der Quelle dargestellten Informationen zusammen.

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