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Kategorie
Club Management
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Veröffentlicht am
Sep 18, 2025
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Hintergrund: KCanG und der praktische Start des Anbaus
Das Cannabiskonsumgesetz (KCanG) ist seit etwa 500 Tagen in Kraft. Die praktische Umsetzung — insbesondere der gemeinschaftliche Anbau — begann jedoch später. Für den großflächigen, legalen Anbau sieht das Gesetz ein Modell mit strengen Auflagen vor: Cannabis Social Clubs (CSC). Bislang haben nur einige Vereine die mit hohen Anforderungen verbundene Zulassung erfolgreich durchlaufen. Um Beispiel der CSC „Hanse High“ in Bremen. Bei Hanse High steht aktuell die zweite Ernte an; die Pflanzen sind etwa einen Meter hoch und werden in den kommenden Tagen geerntet.
Anbauzyklus und Produktionsrahmen
Cannabis benötigt vom Samen bis zur Ernte in der Regel acht bis zwölf Wochen — ein Zeitraum, der mit den Erntezyklen der Clubs korrespondiert. Hanse High baut mehrere Sorten in verschiedenen Qualitätsstufen an. Die Produkte werden vor der Abgabe kontrolliert, wobei insbesondere THC- und CBD-Gehalt mit den Angaben auf der Verpackung abgeglichen werden. Das ist Teil der behördlichen Überwachungsmaßnahmen, auf die im Betrieb besonderer Wert gelegt wird.
Abgabegrenzen, Realität der Nachfrage
Das KCanG erlaubt eine maximale Abgabemenge von 50 Gramm Cannabis pro Mitglied und Monat. In der Praxis wird dieser Rahmen bisher nicht ausgeschöpft. Gastgeber und Betreiber vor Ort berichten von deutlich geringeren Verbrauchszahlen: Nach den Erfahrungen von Pascal Mely vom Verein Hanse High liegt der Durchschnitt der ausgegebenen Menge eher zwischen 20 und 25 Gramm pro Mitglied im Monat.
Preise und Mitgliederschaft
Hanse High verkauft unterschiedliche Qualitätsstufen, der Preis pro Gramm bewegt sich zwischen 8,50 Euro und 11,50 Euro. Nach Aussage des Vereins ist das preislich kaum teurer als der Schwarzmarkt. Aktuell zählt Hanse High rund 130 Mitglieder; die meisten davon gehören der älteren Alterskohorte an. Weitere 20 Personen sollen noch aufgenommen werden; danach legt der Club eine Pause bei Neuaufnahmen ein — obwohl nach den gesetzlichen Vorgaben deutlich mehr Mitglieder möglich wären. Mely betont, dass rein aus Versorgungsgründen zunächst die Anbaukapazitäten erweitert werden sollen, bevor die Mitgliederzahl weiter erhöht wird.
Nur für Mitglieder: Abgabe und Sanktionen
Die Abgabe erfolgt ausschließlich an Vereinsmitglieder. Eine Weitergabe an Dritte ist strikt verboten und wird auf der Verpackung entsprechend kenntlich gemacht. Verstöße gegen die Vorgaben des KCanG — etwa Weitergabe, kommerzieller Vertrieb oder sonstige Überschreitungen der Auflagen — können empfindliche Strafen nach sich ziehen. Die Behörden weisen auf mögliche Geldbußen bis zu 30.000 Euro hin. Bislang sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde keine Verstöße registriert worden; Hanse High halte die Bestimmungen ein.
Behördliche Prüfungen und Sicherheitsanforderungen
In Bremen sind neben Hanse High derzeit drei weitere Anträge für die Zulassung von Anbauvereinen bei der Behörde der Senatorin für Gesundheit in Prüfung. Die Aufsicht legt in der Anfangsphase besonderen Wert auf Sicherheitsmaßnahmen: Räumlichkeiten müssen einbruchsicher sein und dürfen von außen nicht als solche erkennbar sein. Zusätzlich werden die Produkte labortechnisch überprüft, um Übereinstimmungen von deklarierten und tatsächlichen THC- und CBD-Werten sicherzustellen. Diese Kontrollen sollen Verbraucherschutz und Rechtskonformität gewährleisten.
Politischer Kontext und bevorstehende Evaluation
Das KCanG sieht eine Evaluation nach 18 Monaten vor; diese Überprüfung der Gesetzeswirkung ist für den 1. Oktober 2025 terminiert. Politisch bleibt das Thema umstritten: Aus der Unionsfraktion gab es wiederholt Forderungen, das Gesetz zurückzunehmen oder zumindest zu reformieren. Praktiker wie Pascal Mely halten dies jedoch für verfrüht. Aus seiner Sicht gibt es noch zu wenige Clubs und die Laufzeit ist zu kurz, um belastbare Schlüsse über die Wirkungen ziehen zu können.
Erfahrungen und Erwartungen aus Sicht des Betriebs
Aus Sicht von Hanse High sind die operativen Abläufe bislang stabil. Der Verein hat eine Lizenz mit einer Laufzeit von sieben Jahren erhalten. Mely rechnet nicht mit großen Veränderungen durch die geplante Evaluation und geht davon aus, dass die Lizenz unabhängig vom Ergebnis bestehen bleibt. Gleichzeitig benennt er Wünsche an die Gesetzgebung: weniger bürokratischer Aufwand und klarere Gesetzestexte würden die praktische Umsetzung erleichtern. Diese Forderung zielt auf konkrete Verbesserungen in der administrativen Handhabung, ohne das bestehende Lizenzmodell in Frage zu stellen.
Fazit
Hanse High demonstriert, wie politische Vorgaben und praktische Umsetzung zusammenkommen: Zulassung, Sicherheitsauflagen, Produktprüfung und die Begrenzung der Abgabemenge bilden den Rahmen; Verbrauch und Organisation werden in der Alltagsrealität jedoch deutlich kleiner skaliert als die maximalen gesetzlichen Möglichkeiten. Die anstehende Evaluation des KCanG wird zeigen, ob dieser Betriebspfad Modellcharakter erhalten kann. Bislang gibt es aus Sicht der Behörden und des Vereins keine Hinweise auf Regelverstöße; operative Fragen wie Kapazitätsaufbau und bürokratische Erleichterungen bleiben jedoch zentrale Themen für die nächsten Monate.
Dieser Beitrag enthält keine rechtliche oder medizinische Beratung. Er fasst Informationen aus einem Presseartikel zusammen und ersetzt nicht die Konsultation fachkundiger Stellen.