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Kategorie
Club-Gründung
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Veröffentlicht am
Sep 01, 2025
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Was Gründer:innen wirklich wissen müssen: Kosten, Steuern, Governance & Skalierung
TL;DR:
- Beides ist zulässig: CSCs als eingetragener Verein (e. V.) oder eingetragene Genossenschaft (eG).
- Verein = günstige, schlanke Gründung, ideal für kleinere Clubs und enge Community.
- Genossenschaft = höhere Gründungs- & Prüfungskosten, aber professionellere Strukturen, leichterer Kapitalaufbau und bessere Skalierbarkeit.
- Pflichtenkern (rechtsformunabhängig): behördliche Erlaubnis, strikte Doku, Schutzkonzept, Mengen- & Abgaberegeln, Werbeverbot, Standortabstände, Sicherheit.
1) Rechtsgrundlagen — kompakt & praxisnah
- Zulässige Rechtsformen: e. V. oder eG. Andere (z. B. GmbH/UG) sind für CSC‑Anbauvereinigungen ausgeschlossen, da nicht‑gewerblicher Eigenanbau vorgeschrieben ist.
- Mitglieder-Limit: pro Anbauvereinigung max. 500 Mitglieder; Aufnahme nur ab 18 Jahren; eine Person darf nur in einer Anbauvereinigung Mitglied sein.
- Erlaubnis Pflicht: Ohne Erlaubnis kein Anbau und keine Weitergabe; Antrag mit umfangreichen Nachweisen (Vorstandszuverlässigkeit, Präventionsbeauftragte:r, Schutzkonzept etc.).
- Standort & Sicherheit: Mindestabstände zu sensiblen Einrichtungen, gesichertes befriedetes Besitztum, neutrale Verpackung, Informationspflichten bei Abgabe.
- Werbung: Werbe- & Sponsoringverbot (auch Social Media).
- Dokumentation & Meldung: Detaillierte Doku zu Anbau/Abgabe; jährliche Meldungen an die Aufsicht.
Hinweis zur Preisbildung: Anbauvereinigungen sind nicht gewerblich; die Weitergabe muss kostenorientiert erfolgen (Selbstkostenprinzip). Für die Weitergabe von Samen/Stecklingen an Nicht‑Mitglieder ist explizit nur Kostenerstattung vorgesehen.
2) Kosten im Überblick — was realistisch auf euch zukommt
A) Einmalige Gründungskosten (ohne Erlaubnisverfahren)
Kostenblock | Verein (e. V.) | Genossenschaft (eG) |
---|---|---|
Registereintragung | ~75–130 € | ~210–315 € (seit 06/2025 i. d. R. 315 €) |
Notar (Beglaubigungen/Anmeldung) | ~10–30 € (meist nur Beglaubigung) | ~330–1.070 € (wertabhängig; Antrag/Unterschriftsbeglaubigungen) |
Gründungsprüfung / Verbandskosten | – | typisch 900–2.500 €, in Einzelfällen bis ~4.000 € |
Summe einmalig (Orientierung) | ~105–190 € | ~1.450–3.900 € |
Warum ist die eG teurer?
Weil Gründungsprüfung und Pflichtmitgliedschaft im Prüfungsverband vorgeschrieben sind und Unterschriften für den Registerantrag beglaubigt werden. Dafür gibt es später prüfungsgetriebene Qualitätssicherung und eine höhere Außenwirkung (z. B. gegenüber Banken).
B) Behördliche Erlaubnis & Aufsicht (länderabhängig)
Kostenblock (NRW als Beispiel) | Höhe (Beispiel NRW) | Hinweise |
---|---|---|
Ersterlaubnis nach § 11 KCanG | ~1.150 € | Bundeslandabhängig; in NRW durch Gebührenordnung festgelegt |
Stichproben/stoffliche Prüfungen durch Behörde | ~93 € je Probe | Turnus nach Aufsicht |
Lizenzverlängerung (nach 7 Jahren) | ~420–940 € | je nach Aufwand |
Praxis-Tipp: Diese Verwaltungskosten kommen zusätzlich zu eurer internen Qualitätssicherung (Labore etc.). Plant sie früh in die Liquidität ein.
C) Laufende Pflichten & typische Fixkosten (rechtsformunabhängig)
- Steuerberatung/FiBu/Jahresabschluss: ab ~1.500–5.000 € p. a. (je nach Umfang/Mitgliederzahl/Wareneinsatz).
- Versicherungen: Betriebshaftpflicht/Produkthaftpflicht, ggf. D&O für Vorstände (e. V./eG). Orientierung häufig >1.000 € p. a. bei realistischen Deckungen.
- Laboranalytik: von ~30–60 € (einfache THC/CBD‑Bestimmung/Starter) bis ~80–160 € pro Probe; Vollpanels (Mikrobiologie, Schwermetalle, Mykotoxine) entsprechend deutlich höher. Plant mehrere Analysen pro Batch/Charge.
- Sicherheit/Anlage: Zaun, Sichtschutz, einbruchhemmende Türen/Fenster, ggf. Alarmanlage, Zutrittskontrolle (Invest & Wartung).
- IT/Software & Prozesse: Mitgliederverwaltung, Abgabe‑Doku, Meldungen, Datenschutz — die Hanf‑App deckt den Kern kostenlos ab (siehe unten).
- Miete/Energie/Verbrauchsmittel: stark standort‑ und setupabhängig; bei Indoor‑Setups signifikant.
Budget-Hinweis: Für kleine Vereine (≤150 Mitglieder) werden die laufenden Fixkosten (ohne Miete/Personal/Energie) in der Praxis häufig im niedrigen fünfstelligen Bereich p. a. liegen. Bei größeren Strukturen (300–500 Mitglieder) kann das — je nach Sicherheits‑ und Qualitätsniveau — in den mittleren fünfstelligen Bereich wachsen. Die Abgabepreise müssen planerisch exakt an euren Selbstkosten ausgerichtet werden.
3) Steuern — was realistisch anliegt
- Körperschaftsteuer: 15 % auf den steuerlichen Gewinn (zzgl. 5,5 % Soli auf die KSt → effektiv 15,825 %).
- Gewerbesteuer: 3,5 % Messzahl × Hebesatz der Kommune (typisch 200–500 % Hebesatz ⇒ ~7–17 % effektiv).
- Umsatzsteuer: Regelsteuersatz 19 % Mitgliedsbeiträge, welche keine Blüten, Stecklingen, Samen oder sonstige Leistungen enthalten, sind steuerbefreit. Sonst 19% bzw. Kleinunternehmer (§ 19 UStG‑neu ab 2025) sind steuerfrei, sofern <25.000 € Vorjahr und <100.000 € laufendes Jahr — in der Praxis überschreiten CSCs diese Grenzen meist schnell.
- Gemeinnützigkeit: bei CSC‑Tätigkeit regelmäßig ausgeschlossen ⇒ keine gemeinnützigen Steuervergünstigungen.
Wichtig: „Nicht gewerblich“ heißt nicht „steuerfrei“. Steuern fallen an, sobald ein steuerlicher Gewinn entsteht (was bei konsequenter Kostendeckung zwar minimiert, aber nicht immer ausgeschlossen ist, z. B. durch Abgrenzungsfragen).
4) Verein (e. V.) — Governance, Pro & Contra bei realistischen Größen
Stärken
- Gründung schlank & günstig (7 Personen reichen).
- Einfache, demokratische Struktur — gut für Community‑Nähe und kleinere Clubs.
- Hohe Identifikation: viel Ehrenamt möglich (beachte aber Mitwirkungspflichten aus dem KCanG).
Schwächen / Risiken
- Satzungsänderungen erfordern i. d. R. ¾‑Mehrheit der abgegebenen Stimmen. In wachsenden Vereinen kann eine Sperrminorität (z. B. 26 % der Anwesenden) Reformen blockieren.
- Skalierungsschmerz: viel Mitgliederversammlung & Formalismus; professionelles Tagesgeschäft hängt stark von einzelnen Ehrenamtlichen ab.
- Finanzierung vor allem über Beiträge/Spenden; Außenwirkung bei Banken begrenzt.
Wann „passt“ der e. V.?
- ≤150–200 Mitglieder, kurze Entscheidungswege, starke Community, geringe Fremdfinanzierung, geringe Investitionshöhe.
5) Genossenschaft (eG) — Governance, Pro & Contra für größere Setups
Stärken
- Mitgliederorientiertes „Kopfprinzip“ (1 Mitglied = 1 Stimme), Board + Aufsichtsrat (ab >20 Mitgl. i. d. R. Pflicht) = professionelle Checks & Balances.
- Kapitalaufbau über Geschäftsanteile; höhere Banken‑Kompatibilität; Satzung kann Nachschusspflicht ausschließen oder begrenzen.
- Pflichtprüfung durch Verband ⇒ Qualität & Stabilität; kleine eGs oft nur alle 2 Jahre im Pflichtturnus (vereinfachte Prüfung möglich).
Schwächen / Kosten
- Gründungsprüfung & Verbandsbindung kosten Zeit und Geld.
- Mehr Bürokratie (Jahresberichte, Prüfungen, ggf. Vertreterrollen).
Wann „passt“ die eG?
- ≥200 Mitglieder bzw. höhere Investitionen, planvolle Skalierung, getrennte Rollen (Mitgliedschaft ↔ Professionalisierung), klar geregelte Kontrolle.
6) „Warum Verein für kleinere, eG für größere Clubs?“ — der Governance‑Effekt
- Mehrheiten & Änderungsfähigkeit: Sowohl im e. V. als auch in der eG brauchen Satzungsänderungen i. d. R. ¾‑Mehrheiten. Je größer die Organisation, desto schwieriger wird Quorum + qualifizierte Mehrheit.
- Rechenbeispiel (Verein): 300 Mitglieder, 40 % anwesend ⇒ 120 Stimmen. 90 „Ja“ nötig. 31 „Nein“ genügen, um zu blockieren.
- Skalierbarkeit der Aufsicht: Die eG bringt institutionalisierte Aufsicht (Aufsichtsrat/Verband) und kann komplexere Prozesse tragen (Audit‑Pfad, IKS, Vier‑Augen‑Prinzip).
- Kapital & Bankenfähigkeit: Geschäftsanteile (und ggf. Satzungsregelungen zur Nachschusspflicht/Haftsumme) verbessern die Wahrnehmung bei Banken gegenüber einem e. V.
- Rollenklärung: In der eG lassen sich operativ tätige Gremien (Vorstand) klar von der Mitgliederkontrolle (Aufsichtsrat/Generalversammlung) trennen — das reduziert Personenabhängigkeiten.
Fazit Governance:
- Klein & community‑nah ⇒ e. V.
- Größer & investitionsintensiv ⇒ eG (robuster Entscheidungs- & Kontrollrahmen).
7) Operative Pflichten, die ins Budget gehören (Auszug)
- Mitwirkungspflichten der Mitglieder (Tätigkeiten im gemeinschaftlichen Anbau) — organisatorisch abbilden.
- Sicherung & Transport (Zaun, Sichtschutz, einbruchhemmende Türen/Fenster; Transportanzeigen).
- Abgabevorgaben (neutral verpackt; Infozettel mit THC/CBD etc.; Tages-/Monatsmengen beachten).
- Standortabstände (i. d. R. 200 m Luftlinie zu Eingängen von Schulen, Kinder- & Jugendeinrichtungen, Spielplätzen).
- Jährliche Meldungen (Anbau‑/Abgabemengen, Bestände; anonymisierte Mitgliedsdaten) bis 31. Januar für das Vorjahr.
- Werbeverbot — keine plakative Kommunikation; fokus auf interne Information/Prävention.
8) Steuermodul & Preisbildung — pragmatisch gedacht
- Preisgestaltung: kosteckend auf Selbstkostenbasis (inkl. anteiliger Fixkosten, Pflichtprüfungen, Labore, Sicherheit, IT, Verpackung, Verluste, Rücklagen).
- USt‑Check: klein anfangen? Das Kleinunternehmer-Regime (steuerfrei) ist aufgrund typischer Volumina meist nicht belastbar dauerhaft.
- Break‑even-Denke:
- Gesamt‑Opex p. a. (inkl. Prüfungen & Verwaltung)
- Plan‑Output (g/Jahr) unter Mengenlimits
- Abgabepreis = Opex / Output (zzgl. USt, sofern keine KUR)
- Puffer für Ernte‑/Qualitätsschwankungen einplanen
9) Schnellvergleich (entscheidungsorientiert)
Kriterium | Verein (e. V.) | Genossenschaft (eG) |
---|---|---|
Gründung & Startkosten | sehr günstig | deutlich höher (Prüfung/Verband/Notar) |
Governance | einfach, demokratisch; aber änderungsanfällig bei großen Gruppen | strukturiert, kontrolliert (Vorstand/Aufsichtsrat/Verband) |
Finanzierung | Beiträge/Spenden; Kredite schwieriger | Geschäftsanteile, bessere Bank‑Story |
Prüfungen | keine gesetzl. Pflichtprüfung der Rechtsform | Pflichtprüfung (i. d. R. 2‑jährlich bei kleinen eGs) |
Skalierung | gut bis ~150–200 Mitglieder | robust bis zur Mitgliederobergrenze (500) |
Außenwirkung | „Ehrenamtlich“ | „Professionell/wirtschaftsnah“ |
Satzungsänderungen | ¾‑Mehrheit, praktisch „blockbar“ | ebenfalls qualifizierte Mehrheiten, aber Aufsichts‑/Verbands‑Check |
10) Wo passt die Hanf‑App ins Bild?
Egal ob e. V. oder eG — die Pflichten sind dieselben. Die Hanf‑App ist eure All‑in‑One‑Lösung für:
- Mitgliederverwaltung (inkl. Wohnsitz‑/Alterscheck, Mindestmitgliedschaft),
- Abgabe & Doku (Mengenlimits, Infozettel, Batch‑/Analytik‑Verknüpfung),
- Anbau‑/Bestandsdokumentation und Meldungen (u. a. Stichtag 31.01.),
- Compliance‑Workflows (Sicherheits‑/Präventionsprozesse),
- Community‑Features (Events, Reservierungen),
- Schnittstellen zu Laboren & Behördenanforderungen.
Wichtig: Für Clubs und Mitglieder ist die App kostenlos. Die Finanzierung läuft über B2B-/B2C‑Shop, unauffällige, nicht‑personalisierte Banner, den Verkauf von Samen/Stecklingen/Equipment/Analysen sowie Optionen für User‑Subscriptions.
11) Fazit
- Kleiner, eng geführter Club (≤150–200 Mitglieder), geringe Investitionen: Verein — kostengünstig, schnell, community‑nah.
- Größerer Club (200–500 Mitglieder), Investitionen & Bankgespräche: Genossenschaft — teurer im Setup, aber stabiler und professioneller im Betrieb.
- Unabhängig von der Rechtsform: setzt ein sauberes Kosten‑ & Compliance‑Design auf (Erlaubnis, Abstände, Sicherheit, Doku, Labore, Meldungen, Steuern). Das senkt Risiken — und macht euch dauerhaft handlungsfähig.
Kein Rechts-/Steuerrat: Dieser Beitrag ersetzt keine individuelle Beratung. Für euer Vorhaben unbedingt Satzung, Steuermodell und Standort mit Fachleuten finalisieren.